Luthers Zwei-Reiche-Lehre
Bei den Kerngedanken der Reformation fallen einem meist zuerst die vier„sola“ ein.Vergessen wird die Zwei-Reiche-Lehre, die gerade in der aktuellen Diskussion, auch im Umgang mit dem Islam, eine zentrale Rolle spielen sollte.
Jeder Christ ist Bürger zweier Reiche: Das eine ist das Reich der Gnade und der Erlösung durch Jesus Christus, das andere ist das unerlöste Reich der Welt. Alle Versuche, beide Reiche zu vermischen haben zu Diktaturen geführt. Ein Gottesstaat ist nicht christliches Gedankengut und keine Vorgabe Gottes.
Die weltliche Regierung hat den Auftrag, einen Rückfall in ein Tohuwabohu, in ein Chaos, zu verhindern. Luther warnt vor einer Vermischung, indem „falsche Pfaffen“ versuchen, in beide Bereiche „hinein zu kochen“ und „schwärmerische Ideen“ einbringen, die doch keine Lösungsansätze zeigen. Der Journalist Uwe Siemon – Netto warnt zudem vor einer neuprotestantischen Gefühlsduselei. Es wird das paradoxe Verhältnis von der Welt nach Gottes Ordnung und der unerlösten, von Krieg und Terror bestimmten Welt bleiben.
So wird es grundsätzlich beide Welten geben, man kann das als Beitrag der Erbsünde verstehen. Es ist falsch, wenn die Kirche sich einer politischen Partei angleicht, da sie damit weltliche Konflikte in die Kirche verlagert. Ihr Auftrag bleibt die Verkündigung des Evangeliums. Viele haben ihre Leidenschaft für Gott auf die gesellschaftliche Erneuerung reduziert. So wird dann von den menschlichen Problemen ausgegangen, um sie anhand der Bibel zu lösen. Bonhoeffer sagt dazu: „Nicht von der Welt zu Gott, sondern von Gott zur Welt geht der Weg Jesu Christi und daher der Weg allen christlichen Denkens.“
Das Reich der Welt ist unerlöst und hat trotzdem seinen Auftrag. Das gelebte Reich Gottes, das Reich seiner Gnade und Freiheit, wird durch sein Dasein wirken und Menschen aus diesem Reich werden in der Lage sein, verändernde Impulse zu geben. Ein Vermischen beider Reiche baut nicht auf, sondern zerstört.
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